„Lebe deine Träume“
Tanja Kliewe-Meyer beweist mit ihrem Label „Like a bird“, dass Nachhaltigkeit im Modebusiness möglich und auch ökonomisch umsetzbar ist. „Ich will es anders und besser machen und zeigen, dass ökologisch zugleich ökonomisch sein kann.“
Die Gründerin und Geschäftsführerin der like a bird lifestyle GmbH ist die erste Anbieterin in Deutschland, die aus recycelten Rosenfasern coole Damenmode kreiert, die sogar kompostierbar ist. „Innovativ, topaktuell und umweltschonend“ waren die Attribute, die zur Auszeichnung ihrer Kollektion FriendlyRose mit dem German Design Award Special 2021 führten. Die Diplomingenieurin der Bekleidungstechnik hatte bereits im Jahr 2020 zwei Preise für diese Kollektion und ihr soziales unternehmerisches Engagement erhalten: den CSR-Preis OWL für ihr KMU als Marktführerin im Bereich nachhaltige Kleidung sowie den Green Produkt Award für Design, Innovation und Nachhaltigkeit in der Kategorie Fashion.
´Like a bird` steht für den fliegenden Adler als Lieblingstier der Ingenieurin. „Immer wieder, wenn etwas schwierig oder kompliziert erscheint, versuche ich die Situation aus der Vogelperspektive zu betrachten, das hilft! Das Bild des Adlers passt übrigens auch zu den Trendfarben 2021, Sky-weiß und Blue, das sind die Farben, auf denen mein Logo basiert.“
Die 45-JährigeTanja Kliewe-Meyer wollte bereits als Jugendliche Modedesignerin werden und hat sich das Nähen selbst beigebracht. Sie studierte an der Fachhochschule Niederrhein Textil- und Bekleidungstechnik mit dem Schwerpunkt Design und startete ihre berufliche Karriere in verschiedenen Textilunternehmen. U.a. hat sie zwei Jahre lang bei der Escada-Tochter Primera AG in Münster und drei Jahre bei Gerry Weber in Halle/Westfalen im Produktmanagement gearbeitet. Bei Gerry Weber hat sie die Edition Rock und Bluse aufgebaut und war für 13 Mitarbeitende verantwortlich. Anschließend wechselte sie nach Gronau zum Lizenznehmer der Otto Kern-Blusen der Ahlers Gruppe SE Blusen Stenau. Sie war dort als Produkt- und Vertriebsleiterin für die Otto Kern Damenoberbekleidung zuständig. „Dort habe ich das Designen auf hohem Niveau kennengelernt, mit den italienischen Lieferanten von Otto Kern arbeite ich bis heute zusammen.“
Heute ist sie überzeugt, dass sie in ihrer Zeit bei Gerry Weber die notwendige Kompetenz für die eigene Selbständigkeit aufbauen konnte. „Ich habe sehr viel Unternehmergeist sowie Know-how in Bezug auf Marktanalyse und Farbkonzepte mitbekommen, und mir dadurch die Gründung zugetraut.“
Was ihr allerdings in den großen Unternehmen häufig fehlte, war die soziale Komponente. „Für mich ist es wichtig, die Menschen mitzunehmen. Mir geht es um ein wertschätzendes Miteinander auf Augenhöhe, ob es Kunden, Lieferanten oder Mitarbeitende sind. Corona zum Beispiel zeigt uns, dass wir gemeinsam viel mehr auch für uns selbst erreichen können “
Sie lernte einen Investor und Mentor kennen, mit dessen finanzieller Unterstützung Tanja Kliewe-Meyer 2010 die Gründung ihres eigenen Unternehmens wagen konnte. Neun Jahre lang hat er die Höhen und Tiefen der Entwicklung eines ökologisch, sozial und ökonomisch ausgerichteten Labels in der von Krisen geschüttelten Modebranche begleitet und ist dann ausgestiegen. Ihr Resümee der ersten Jahre lautet: das Einhalten sozialer Standards war einfacher als die Verwendung preisgerechter nachhaltiger Materialien.
Die ehrgeizige Unternehmerin startete 2019 Like a bird neu durch. Ihr Lieferant stellte ihr die Rosenviskose in der Testphase vor und sie war begeistert. „Ab dem Moment haben wir diese Entwicklung mit gepusht und sind die ersten Konfektionäre, die diese innovative Ware verarbeitet haben. Es folgte ein erfolgreicher Auftritt mit enormer Medienresonanz auf der Messe NEONYT in Berlin im Sommer 2019. „Ich hatte den kleinsten Messestand und habe den größten Hype meines Lebens erlebt.“
Weitere innovative Stoffe aus dem Nachhaltigkeitsbereich, die sie mit Lieferanten und Kooperationspartnern auf die Beine stellt, sind in der Entwicklung. Dazu muss sich auch finanziell in Vorleistung treten. Leider macht sie dabei die Erfahrung vieler Gründerinnen: sie hat keinen Bankkredit für die Entwicklung bekommen. „Die Banken tun sich sehr schwer damit, innovationsgetriebene Unternehmerinnen mit Kapital zu unterstützen, das hat mir viele schlaflose Nächte bereitet.“
Ihr Ziel ist es, das Label breiter in den Markt zu bringen und als positives Beispiel voran zu gehen. Sie konnte die KATAG AG als Kooperationspartner gewinnen, die das Label als nachhaltigen Leuchtturm aufnehmen will. Leider ist dieser Prozess durch Corona gestoppt. Jetzt sind wieder ihre Flexibilität und Durchhaltekraft gefragt. Neben ihrem Online-Shop entwickelt Tanja Kliewe-Meyer gemeinsam mit einer Agentur als neues Standbein ein Workshop-Format, um Hersteller und Handel spielerisch für die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu sensibilisieren. Die ersten Seminare werden im Frühjahr, ab Februar 2021, angeboten.
Im Moment baut sie sich ein Team von Nachwuchskräften auf mit dem Ziel, einzelnen eigenständige Projekte zu übertragen und sie perspektivisch an den Umsätzen zu beteiligen. Sie hofft, dass sich daraus gute Festanstellungen entwickeln und sieht ´like a bird´ in fünf Jahren in einem stylischen Gebäude mit einem tollen 20-30-köpfigen diversen Team.
Ihre Tipps für erfolgreiche Gründungen: ihr benötigt einen langen Atem, Durchhaltevermögen, Disziplin und konzeptionelles Denken. „Ihr müsst im Herzen genau das wollen, was ihr tut“.