Hakaya bedeutet Geschichten. Hakaya heißt auch das 2021 gründete Unternehmen von Joudi Ayash. Sie übersetzt deutsche Geschichten für Kinder in die arabische Sprache und nimmt diese anschließend in ihrem eigenen Tonstudio als Hörbücher auf. Ihre Plattform Hakaya soll eine große digitale Bibliothek mit kindgerechten Hörbüchern in arabischer Sprache werden.
Joudi Ayash will mit ihrem Gründungsprojekt eine Brücke zwischen der deutschen und der arabischen Kultur schlagen, um die Integration arabischsprachiger Familien in Deutschland zu erleichtern. Mit Geschichten, die die soziale und emotionale Entwicklung von Kindern in schwierigen Lebenssituationen behandeln, möchte die Syrerin gesellschaftliche Werte wie Gemeinsinn und Mitgefühl sowie den selbstbestimmten Umgang mit Gefühlen und dem eigenen Körper stärken.
Sie will damit nicht nur den Kindern der Zugang zur deutschen Kultur erleichtern, sondern auch mangelnde Zeit und Lesefähigkeiten der Eltern kompensieren. Parallel zu den Kindern können die Hörbücher auch auf die Integration der Eltern wirken.
Aktuell stellt sie in ihrer Bibliothek fünf Geschichten kostenfrei zur Verfügung, um Interesse und Vertrauen aufzubauen und allmählich ein Bezahlangebot für Abonnenten oder Einzelhörende aufzubauen. Der Weg bis zu der Veröffentlichung einer Geschichte ist lang: sie kontaktiert Verlage und Autoren, bittet um Kooperation und übersetzt dann das zur Verfügung gestellte Material. Eine arabische Autorin liest Korrektur, ein Schriftsteller, der auf arabische Sprache spezialisiert ist, übernimmt das Korrektorat, erst dann nimmt sie die Geschichten in ihrem Tonstudio auf. Anschließend fügt ein Tontechniker Geräusche und Soundeffekte hinzu, dann wird das neue Hörbuch auf ihrer Website bereitgestellt.
Joudi Ayash ist in Aleppo geboren, hat eine Ausbildung als Kauffrau für Büromanagement und ein Studium der Wirtschaftswissenschaften absolviert und fünf Jahre lang erfolgreich in einer Bank gearbeitet, bevor sie 2012 aus Syrien nach Ägypten fliehen musste. In Ägypten hat sie als Moderatorin und Sprecherin gearbeitet. 2014 ist sie nach Bielefeld gekommen und war zwei Jahre in der Sparkasse Bielefeld tätig. Ehrenamtlich hat Joudi Ayash sich für arabische Flüchtlinge engagiert und diese insbesondere bei Bankangelegenheiten unterstützt.
In diesem Monat startet Joudi Ayash eine Crowdfunding-Kampagne auf Start-Next, um Hakaya weiter zu entwickeln.
Joudi Ayash im Gespräch mit Vera Wiehe über Hakaya und ihre Crowdfunding Kampagne
Joudi, du startest eine Crowdfunding Kampagne für Hakaya. Wofür benötigst du finanzielle Unterstützung?
Aufwand und Kosten für die Erstellung der einzelnen Hörbücher sind relativ hoch. Es ist nötig in absehbarer Zeit eine Audiobibliothek mit mindestens 20 zu veröffentlichen, damit Hakaya Fahrt aufnehmen kann. Mein Shop muss professionell aufgebaut werden und ich benötige eine Applikation, damit die Geschichten im Abonnement einfach nutzbar und bezahlbar werden. Dazu benötige ich Unterstützung.
Wer sind die Zielgruppen deiner Kampagne?
Ich wende mich an alle, die an Migrantenprojekten interessiert sind, die ein Projekt für beide Kulturen, die deutsche und die arabische Kultur unterstützen wollen. Die Finanzierung sollte von beiden Nationalitäten erfolgen. Mein Projektfilm für Startnext hat deshalb arabische Untertitel. Dazu gehören Eltern, bzw. Familien genauso wie Institutionen, die sich mit Integrationsprogrammen befassen.
Warum hast du Hakaya gegründet?
Ich wollte meinem kleinen Sohn Geschichten aus beiden Kulturen und Sprachen vorlesen. Aber ich hatte Probleme, arabische Geschichten zu finden, die auf kindliche Bedürfnisse zugeschnitten sind. Zudem wollte ich, dass die Geschichten meinen Sohn bei seiner Entwicklung unterstützen, gerade mit Blick auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Kulturen. Daraus ist die Hakaya Idee entstanden.
Was ist dein Geschäftskonzept?
Ich stelle die ersten Geschichten kostenfrei zur Verfügung, um Hakaya bekannt zu machen, Interesse und Vertrauen zu wecken. Danach wird ein Bezahlsystem entwickelt. Da ich mit viel Aufwand in Vorleistung gehe, benötige ich Geld, um zu überbrücken und das Geschäft aufzubauen.
Hakaya ist ein soziales Integrationsprojekt, dass sich perspektivisch selbst finanzieren wird.
Dazu entwickle ich Partnerschaften und Kooperationen auf unterschiedlichen Ebenen:
Verlage und Autoren, die Geschichten zur Verfügung stellen, Spezialisten mit Erfahrung in diesem Bereich, Institutionen und Behörden, die mich in Integrationsprojekte einbeziehen, Zugang zu Schulen und Kindergärten ermöglichen etc. Und natürlich benötige ich finanzielle Unterstützung, Zugang zu Fördertöpfen, Crowdfunding etc.
Meine Idee ist noch zu wenig bekannt. Ich wünsche mir, dass meine Hörbücher irgendwann als Material im arabischen Unterricht oder im Kindergarten eingesetzt werden.
Wie fühlst du dich als Gründerin in Deutschland?
Meistens positiv, manchmal bin ich auch frustriert. Ich vermisse Syrien nach wie vor, aber das ist normal. Wir hatten viele Gründe, Syrien zu verlassen: Ungerechtigkeit, Unfreiheit, Krieg, und Wirtschaftskrise. Ich habe viel verloren und mir fehlt meine Familie und das Leben in den Gassen von Aleppo.
Hier in Bielefeld habe ich als Gründerin bislang gute Unterstützung bekommen und ich fühle mich stark.
Hast du ein Lebensmotto?
Wer sich nicht traut, etwas zu tun, verliert die Chance auf jeglichen Erfolg. Deshalb ist jeder Schritt weiter wichtig.
Was sind deine Erfolgstipps für Gründerinnen?
Motivation, Motivation, Motivation, klare Ziele und Prioritäten setzen, Veränderungen begreifen, sich an diese anpassen.
Am Anfang habe ich etwas anderes geplant oder gedacht, dann haben sich neue Möglichkeiten entwickelt, ich habe Chancen ergriffen und Veränderungen eingebaut.