Annelie Buntenbach möchte in einer Gesellschaft leben, in der alle auf Augenhöhe teilhaben können. Die 63-Jährige Lehrerin mit den Fächern Geschichte und Philosophie ist seit Mai 2006 Mitglied im geschäftsführenden Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Berlin.
Nach Studium und Referendariat hat sie mehrere Jahre als Mitbegründerin und Setzerin in einem selbstverwalteten graphischen Betrieb in Bielefeld gearbeitet. Die gebürtige Solingenerin war früh in der politischen Bildungsarbeit und in der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus engagiert. Von 1994 -2002 war sie Mitglied des Deutschen Bundstages für Bündnis 90/Die Grünen und dort u.a. im Ausschuss für Arbeit und Sozialordnung aktiv. Anschließend leitete sie die Abteilung Sozialpolitik beim Bundesvorstand der IG Bau.
Beim DGB ist Annelie Buntenbach für die Bereiche Arbeitsmarktpolitik, Europapolitik, Alterssicherung, Arbeitsschutz, Gesundheitspolitik, Politik für Menschen mit Behinderungen und Senioren zuständig. Sie ist Mitglied im Sozialbeirat, der die Bundesregierung in Fragen der gesetzlichen Rentenversicherung berät. Seit Dezember 2006 ist sie außerdem für die Gruppe der Versicherten alternierende Vorsitzende des Bundesvorstandes der Deutschen Rentenversicherung Bund.
Sie glaubt, dass der erfolgreiche Weg die Gesellschaft zu verändern darin besteht, sich einzumischen, gemeinsam mit anderen Anliegen zu platzieren und Selbstorganisation zu unterstützen. Sie arbeitet gerne mit anderen zusammen und versucht im Team ihre Ziele zu erreichen. Dabei helfen der Wahl-Bielefelderin aber auch ihre ostwestfälische Sturheit gepaart mit dem ihr eigenen Humor.
„In Bezug auf Frauen hat sich etwas getan, aber es gibt Luft nach oben. Und wir haben dasselbe Problem wie andere, die wenigen Frauen, die sich engagieren wollen, werden gleich mit Aufgaben und Funktionen überhäuft, das ist nicht der richtige Weg zur Ermutigung,“ skizziert sie die Situation. Der Frauenanteil der Mitglieder ist in den Gewerkschaften je nach Branche sehr unterschiedlich, im Dienstleistungssektor erwartungsgemäß größer als in der Chemie- oder Metallbranche. Bei den hauptamtlich Mitarbeitenden ist die Zahl der Frauen in den letzten Jahren gestiegen, allerdings sind auf den Führungsebenen Frauen nach wie vor unterrepräsentiert.
Gemäß ihrer grünen Tradition ist Annelie Buntenbach überzeugt, dass Quoten sich bewährt haben und der gesamten Organisation nutzen, weil sie die Kultur beeinflussen. Die Quote ist ein klares politisches Signal und zwingt dazu, Frauen bewusst zu unterstützen und zu fördern, damit sie in verantwortliche Funktionen kommen und in Führungsebenen aufsteigen können.
Oft sind gerade junge Frauen gegen Quotenregelungen, nach dem Motto: „warum Quote, brauchen wir nicht!“ Diese Einstellung wertet Annelie Buntenbach als Erfolg der Quoten, denn „man hält die Ergebnisse für so selbstverständlich, dass man vergessen hat, woran es gelegen hat.“
Ihre Ermutigung für junge Frauen lautet: Sich nicht einreden lassen, ihr Anliegen wäre es nicht wert, gehört zu werden. Wichtig ist es, sich Mitstreiter/innen zu suchen, dann kann man Rückschläge besser wegstecken.
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