Von der Uni in das Team der Unternehmensführung.
Sandra Katharina Klausing promovierte 2013 am Institut für Zellkulturtechnik und gewann 2014 den Dissertationspreis der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft.
Die 36-jährige Biotechnologin ist seit 2013 für die Xell AG tätig, erst als Projektmanagerin, ab 2016 als Leiterin des Bereichs Projekte, Technologieentwicklung und Marketing. Seit 2019 leitet sie den Standort Sennestadt. Zu ihrer Abteilung Forschung und Entwicklung gehört ein Team von 15 Mitarbeitenden.
Die Xell AG wurde 2009 als Spin-off der AG Zellkulturtechnik der Universität Bielefeld gegründet und hat mittlerweile mehr als 35 Mitarbeitende. Das Biotechnologieunternehmen entwickelt, produziert und vertreibt Nährmedien für Zellkulturen, die z.B. bei der Antikörperproduktion für die Krebstherapie eingesetzt werden. Mittlerweile wurde die Xell AG um den Bereich Produktion und Analytik an einem eigenen Produktionsstandort in Schloß Holte-Stukenbrock erweitert. Sandra Klausing ist die einzige Frau im Managementteam.
„Unsere Medien sind Nährlösungen für Zellkulturen in der Biopharmazie, die Nährstoffe und Milieu für ein optimales Zellwachstum liefern, Einsatzorte sind Pharmaunternehmen, Universitäten, wissenschaftliche Institute, Biotech- oder Life Science Unternehmen“, erklärt Sandra Klausing den hochkomplexen Arbeitsansatz. Dabei handelt es sich um Standardprodukte für den globalen Vertrieb oder um kundenspezifische Lösungen, die das Unternehmen unter anderem für Firmen in Deutschland, Europa, Nord- und Südamerika, Australien und China entwickelt und produziert.
Die Wissenschaftlerin aus Leidenschaft beschreibt sich als harmonisch und sozial, perfektionistisch und durchsetzungsfähig. „Der Perfektionismus führt manchmal zu mehr Arbeit, aber er gehört zu mir und macht mich aus.“ Ihre Zukunftsperspektive ist es, in der Firmenleitung zu bleiben, so das Wachstum der Firma weiter zu entwickeln und aktiv mit zu gestalten.
Die Mutter von dreijährigen Zwillingen leitet ihre Abteilung in Teilzeit. Gefühlt schafft sie mittlerweile trotzdem die gleiche Arbeit in kürzerer Zeit. Sandra Klausing ist überzeugt, dass sie großes Glück mit ihrem Unternehmen hat, das ihr einen beruflichen Aufstieg im Anschluss an die Elternzeit geboten hat. Außerdem haben die Firmenleiter Verständnis für ihre familiären Prioritäten und ermöglichen ihr, die Arbeit an die Betreuungssituation anzupassen. Dank guter Organisation, einer gleichberechtigten Arbeitsteilung mit ihrem Mann und dem Verzicht auf ihre Hobbies, die sie gegen Spaziergänge und Spielzeit ausgetauscht hat, schafft sie diesen Spagat.
Sandra Klausing glaubt, dass in vielen Unternehmen auch heute noch männliche Bewerber hochqualifizierten Frauen vorgezogen werden, weil Frauen häufig Familienplanung und alleinige Sorgeverantwortung unterstellt oder keine geeigneten Teilzeitmodelle angeboten werden. Sie ist überzeugt, dass nur durch ein Umdenken im Firmenmanagement mehr Teilzeitmöglichkeiten für Führungspositionen und ggf. auch durch eine Quotenregelung Frauen dieselben Möglichkeiten wie Männer erhalten können. Ihr Tipp für karriereorientierte Frauen: „Authentisch sein – je offener man kommuniziert, was man sich vorstellt, desto besser lässt es sich umsetzen.“